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Weichenstellung für die Trennung von Ost- und Westkirche? Die theologischen Debatten und kirchlichen Entscheidungen nach dem Konzil von Chalkedon (451) bis zum Ende des Bilderstreits (843)

Ökumenisches Seminar. Wintersemester 2010/2011

19.10.2010 – 08.02.2011

Inhalt:

Das Konzil von Chalkedon (451) zieht mit seinen Grundaussagen markante Grenzen in der Christologie, vermag aber den Streit um das Verhältnis von Gottheit und Menschheit Jesu Christi (und dessen „Details“) nicht einfach beizulegen. Hatte Christus als Mensch auch einen menschlichen Willen, und was konnte er damit bewirken (energein)? Die Auseinandersetzungen um die Christologie, die auch in den nachfolgenden Jahrhunderten die östliche Kirche durchziehen (vor allem der Streit um Monenergismus und Monotheletismus), wurden zunächst im Westen eher am Rande wahrgenommen. Doch haben zur selben Zeit (5.-8. Jh.), parallel und oft eng mit den christologischen Debatten verbunden, Ereignisse mit weit reichenden Folgen für die Beziehungen zwischen Ost und West das Geschick der Kirchen geprägt und belastet: Im Konzil Quinisextum (692) wurden die „Kirchenkanones“ besiegelt, die seither das Kirchenrecht der Ostkirchen prägen und oft Anlass zu Missverständnissen mit dem Westen geben. Im Rahmen des Bilderstreits (Ikonoklasmus 730-843) schließlich wurden sowohl dogmatische als auch kirchenrechtliche Entscheidungen getroffen, die in ihrer Tiefe im Westen kaum recht begriffen wurden (z.B. Synode von Frankfurt 794 bzgl. der Ikonentheologie) oder auch schlicht nicht hingenommen werden konnten (z.B. Abtrennung von Rom und Anschließung von Sizilien, Calabrien und der illyrischen Präfektur mit Hauptsitz Thessaloniki an das Patriarchat von Konstantinopel durch Kaiser Leon III. im Jahr 733). Werden nun in dieser Zeit (5.-8. Jh.) durch eine Vielfalt von dogmatischen und kirchenrechtlichen Entscheidungen, die wechselseitig nicht rezipiert wurden, die Weichen für die Entfremdung zwischen Ost- und Westkirche gestellt? – Im Seminar sollen die christologischen Debatten nach dem Konzil von Chalcedon einschließlich der Frage der Bilderverehrung (Ikonentheologie/Ikonoklasmus), sowie die Entscheidungen der nachchalcedonischen Konzilien (Konstantinopel 553, Konstantinopel 680/681, Quinisextum 692, Nikaia 787) unter dogmengeschichtlichem wie auch unter kirchenrechtlichem Aspekt behandelt werden.

Lehrende:

Prof. Dr. Bertram Stubenrauch, Lehrstuhl für Dogmatik und ökumenische Theologie, Katholisch-Theologische Fakultät, LMU
Prof. Dr. Gunther Wenz, Lehrstuhl für Dogmatik, Religionsphilosophie und Ökumene, Evangelisch-Theologische Fakultät, LMU
Prof. Dr. Athanasios Vletsis, Lehrstuhl für Systematische Theologie, Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie, LMU
Jun.-Prof. Dr. Birgitta Kleinschwärzer-Meister, Lehrstuhl für Dogmatik und ökumenische Theologie, Katholisch-Theologische Fakultät, LMU
Dr. Dr. jur. LL.M., Akad. Oberrat Anargyros Anapliotis, Dozent für Kirchenrecht, Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie, LMU

Literatur:

P. Florenskij, Die umgekehrte Perspektive. Texte zur Kunst, München 1989. P. T. Gray, The defense of Chalcedon in the East (451-553), Leiden 1979. A. Grillmeier, Jesus Christus im Glauben der Kirche 2/1: Das Konzil von Chalcedon (451) – Rezeption und Widerspruch (451-518), 2. Aufl., Freiburg 1991. Ders.: Der Neu-Chalkedonismus. Um die Berechtigung eines neuen Kapitels in der Dogmengeschichte, in: Spörl, Johannes (Hg.): Theologie aus dem Geist der Geschichte (FS B. Altaner), München 1958, S. 151-156. A. Grillmeier - H. Bacht (Hgg.): Das Konzil von Chalkedon. Geschichte und Gegenwart, 3 Bde., Würzburg 1951–54. S. Hausammann, Alte Kirche. Bd. 4: Das Christusbekenntnis in Ost und West. Zur Geschichte und Theologie im 4./5. Jahrhundert. Chalkedon - Trullanum II - Germanenmission - Bilderstreit, Neukirchen-Vluyn 2004. V. Ivanov, Die pneumatologische Dimension der Ikonenverehrung, in: Una Sancta 58 (2003), 139-151. I. Kourembeles, Neuchalkedonismus und orthodoxe Terminologie, in: OFo 12 (1998), 187-214. Th. Nikolaou, Die Ikonentheologie als Ausdruck einer konsequenten Christologie bei Theodoros Studites, in: Ofo 7 (1993), 23-54. Ders., Die Ikonenverehrung als Beispiel ostkirchlicher Theologie und Frömmigkeit nach Johannes von Damaskos, in: Ostkirchliche Studien 25 (1976), 138-165. H. Ohme, Das Concilium Quinisextum und seine Bischofsliste. Studien zum Konstantinopeler Konzil von 692, Berlin-New York 1990.. L. Ouspensky – W. Lossky, Der Sinn der Ikonen, Bern-Olten 1952. R. Price, Chalcedon in context. Church Councils 400-700, Liverpool 2009. H.-G. Thümmel, Die Konzilien zur Bilderfrage im 8. und 9. Jahrhundert. Das 7. Ökumenische Konzil in Nikaia 787, Paderborn 2005. Ders., Die Frühgeschichte der ostkirchlichen Bilderlehre. Texte und Untersuchungen zur Zeit vor dem Bilderstreit, Berlin 1992. J. Wohlmuth (Hg.), Dekrete der Ökumenischen Konzilien/1: Vom Konzil von Nizäa (325) bis zum Vierten Konzil von Konstantinopel (869/70), 3. Aufl., Paderborn 1998.

Termine: Di. 14.30-16.00 Uhr s.t., HGB-C 022

 


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