"De servo arbitrio". Luthers Streit mit Erasmus um die Willensfreiheit

Inhalt:
Obwohl Luther, wie er in einem Brief an Wolfgang Capito vom 9. Juli 1537 schrieb (WA Br 8,99,5-8), von seinen Werken neben den Katechismen nur „De servo arbitrio“ für erhaltenswert erachtete, hat sich die von ihrem Autor so hoch geschätzte Schrift selbst unter reformatorischen Theologen nicht immer großer Beliebtheit erfreut. Albrecht Ritschl, einer der führenden Lutheraner des 19. Jahrhunderts, beurteilte sie schlicht als „unglückliches Machwerk“. Ob dieses Urteil zu Recht oder zu Unrecht besteht, soll im Seminar sachlich geprüft werden. Nach den nötigen Grundinformationen über die literarische Abfolge der Kontroverse zwischen Luther und Erasmus und einer Charakterisierung beider Kontrahenten wird zunächst die unterschiedliche Form ihrer Beiträge genauer ins Auge gefasst. Anschließend soll das umstrittene Verständnis der Heiligen Schrift als der gemeinsam anerkannten Basis theologischer Argumentation erörtert werden mit dem Ziel, die rechte Unterscheidung und Zuordnung von Gesetz und Evangelium als hermeneutische Grundregel lutherischer Schriftauslegung zu erweisen. Erst dann kann die eigentliche Willensthematik verhandelt und auf ihre theologischen Implikationen hin befragt werden. Drei Gesichtspunkte der Gotteslehre kommen dabei besonders in Betracht: der Aspekt der Allwirksamkeit Gottes, mit dem das Problem der Ursache der Sünde und des Bösen gestellt ist, derjenige der göttlichen Prädestination und schließlich der einer angemessenen Verhältnisbestimmung von deus absconditus und deus revelatus. Durch die parallele Beteiligung des orthodoxen und des römisch-katholischen Kollegen will das Hauptseminar u. a. auch die ökumenische Dimension dieser Problematik in das Blickfeld rücken.

Lehrende:
• Prof. Dr. Peter Neuner, Lehrstuhl für Dogmatik und ökumenische Theologie, Katholisch-Theologische Fakultät, LMU
• Prof. Dr. Gunther Wenz, Lehrstuhl für Dogmatik, Religionsphilosophie und Ökumene, Evangelisch-Theologische Fakultät, LMU
• Prof. Dr. Dr. Ioan-Vasile Leb, Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie, LMU
• Dr. Birgitta Kleinschwärzer-Meister, Ökumenisches Forschungsinstitut, LMU